HappyHappy… vor über 4 Wochen war sie in Bottrop Kirchhellen entlaufen. Es gab viele Sichtungen und durch Unterstützung einiger Tierschutzorgas wurden immer wieder Einfangversuche unternommen. Alle jedoch erfolglos 🙁

Happy hatte sich vor 14 Tagen ein neues zu Hause gesucht und das ausgerechnet auf einem Firmengelände in Bottrop. Hier gefiel es ihr offensichtlich, kein Wunder, denn auch die Arbeiter fanden Freude an dem Hund. Happy wurde gefüttert und man erzählt sich, dass der ein oder andere Mitarbeiter sogar sein Pausenbrot für den Hund opferte oder ein zweites Würstchen kaufte. Dennoch stellte Happy eine Gefahr auf dem Werksgelände dar und es grenzte schon an ein Wunder, dass ihr nichts passiert war.

Ich persönlich hatte schon zu Beginn Kenntnis von dem Fall, da mich aber die Besitzerin nicht kontaktierte, ging ich davon aus, dass sie bereits Hilfe hat. Vor einer Woche bekam ich dann die Nachricht, dass ich mich doch bitte mit einer Frau vom Werk in Verbindung setzen sollte. Sie erzählte mir dann von Happy und den erfolglosen Einfangversuchen.
Da wir über keine Lebendfalle verfügen, involvierte ich die Tiersichtung Deutschland in den Fall und schnell war ein „Schlachtplan“ gemacht.

Am Dienstag trafen wir uns vor Ort, um die Lebendfalle aufzustellen und die Lage einzuschätzen. Happy lief uns fast vors Auto und folgte uns einige Meter interessiert. Als sie merkte, dass wir fremd sind, sahen wir sie erstmal nicht mehr…

Wir parkten die Autos und stellten die Falle auf, wohl wissend, dass der letzte Einfangversuch mit einer Lebenfalle aufgrund der zu geringen Größe gescheitert war. Trotzdem waren wir optimistisch und das noch mehr, als sie in unsere Richtung lief. Sie steckte sogar im Laufe des Abends den Kopf in die Falle, aber dabei blieb es dann auch 🙁 Auch Anfütterversuche blieben erfolglos… Wir erfuhren, dass sie wahrscheinlich satt war, hofften aber darauf, dass sie trotzdem im Laufe der Nacht am Blättermagen mehr Interesse zeigt.

Für diese und die folgenden Nächte wurde durch die TSD ein Nacht-Notdienst organisiert, der im Falle des Erfolges sowohl Hund als auch Falle abholen sollte. Alleine hätten wir das niemals stemmen können. Wir hatten kein Glück, weder in dieser noch in den folgenden Nächten und schnell wurde klar, dass wir einen Plan B brauchten. Die Werksleitung machte uns klar, dass Happy aufgrund der Gefahr, die von ihr ausging, über kurz oder lang dort verschwinden musste.

Da Happy immer wieder den Radladern folgte und man bis auf wenige Meter an sie rankam, lautete der Plan B Betäubung.
Ich kontaktierte in den Folgetagen Frank Weißkirchen, der Fachmann (nicht nur) wenn es um Betäubung geht, um einen Termin mit ihm abzusprechen und generell, um den Fall zu besprechen. Auch er hielt es für eine gute Idee…

Weiterhin kontaktierte ich die Besitzerin des Hundes, den zuständigen Tierschutzverein, von dem Happy kam und bat die Tiersichtung um Unterstützung beim Finden eines Tierarztes, der unser Vorhaben begleiten sollte. Außerdem sprach ich mit dem zuständigen Veterinäramt über die Schießerlaubnis und stimmte mit dem Werk den Zeitplan ab. Es gab viel zu managen und am Ende war alles klar.

HappyAm 1. März (Samstag) sollten zwischen 13 und 17 Uhr die Maschinen still stehen, um Happy zu sichern.
Plan war es, Happy vorher noch zu sedieren, um sicher zu stellen, dass sie nach der Betäubung nicht mehr weit läuft. Da sie aber (mal wieder) satt war, funktionierte auch das nicht. 😉 –  Wir trafen uns um 15 Uhr am Werksgelände. Mit PMR Funkgeräten ausgerüstet, konnten wir immer in Verbindung bleiben. Frank Weißkirchen und Tierarzt Marco Stahl, machten sich zuerst ein Bild von Happy und einem geeigneten Platz, um den Betäubungsschuss abzufeuern. Schnell war alles geklärt und wir konnten loslegen. Happy war in bester Verfassung. Wir verteilten unsere vielen freiwilligen Helfer, um das Gelände zu sichern und gaben letzte Infos, was zu tun war und dann gings los:

Wie immer folgte Happy dem Radlader, erst eine Runde und dann noch eine… auf dieser wurde sie mißtrauisch und drehte ab, sie roch den Braten… ein neuer Versuch, Radlader voran und Happy… ja, sie folgte wieder und als sie ganz nah am Büroturm war, drückte Frank ab… Getroffen! Sie quitschte kurz auf, rannte dann in Richtung einer unserer Posten, wurde dort verscheucht und lief wieder in die Mitte des Geländes, mitten auf die Kreuzung. Nun kämpfte sie gegen die Betäubung und lag kurze Zeit später friedlich schlafend am Boden.

Schnell überprüften Frank und Marco ob alles in Ordnung war. Dann wurde Happy ins Auto in die Box gelegt, bekam ein Sicherheitsgeschirr angelegt, dass wir (mit der TSD) zusammen gekauft hatten und wurde mit einer Iso-Decke zugedeckt. Da das zukünftige Herrchen auch schon vor Ort war, konnte es nun direkt losgehen ins neue Zuhause.
Happy zu Hause

Wir machten uns auf den Weg nach Dortmund…
Dort angekommen, stand schon alles bereit, so dass wir Happy nur noch in ihr Körbchen legen mussten. Wir deckten sie wieder zu und nach Rücksprache mit dem Tierarzt entschieden wir, Happy nicht aufzuwecken, sondern einfach ausschlafen zu lassen. So konnte sie schonend das Medikament abbauen…

Der Zweithund der Familie, ein 15jähriger Münsterländer-Rüde beäugte sie interessiert und hielt immer ein Auge auf sie…
Von da an hieß es warten…

Einige Zeit später traf auch Hundetrainerin Jennifer Jäckel ein und konnte der Familie viele offene Fragen zum Thema Angsthund beantworten. Sie demonstrierte außerdem anschaulich, wie man sich einem Angsthund nähert, die Leine anlegt und ihn füttert.

Gegen 20 Uhr wachte Happy auf und um den Kreislauf in Schwung zu bringen, setze ihre neue Familie sie sorgsam auf die Beine. Es dauerte etwas, bis sie ganz wach war und alleine stehen konnte. Sie schaute sich schüchtern um und war dennoch interessiert.

HappyDer erste Weg in den Garten war schwer und wir halfen ihr, die Angst zu überwinden und eine Pfote vor die andere zu setzen. Auch hier im Garten stand Jenny mit Tipps zur Seite. Happy hatte sichtliche Fluchttendenzen. Gut, dass Max da war, der ihr Sicherheit gab. Ein feiner Kerl…

Im Haus zurück, machte Happy dann den ersten großen Schritt: als sie abgeleint war, lief sie neugierig in beide Richtungen im Haus und entschied dann tatsächlich zwischen uns am Tisch sitzen zu bleiben.
Das war meeegaaaa für die kleine Maus, großes Kino, denn damit hatte keiner von uns gerechnet. Wir hatten eher angenommen, sie würde sich in eine Ecke verkriechen, aber sie legte sich dann sogar in Nähe des Tisches hin und döste weiter 🙂

Mit einem guten Gefühl konnten wir gegen 23 Uhr nach Hause fahren und schliefen dort angekommen, sofort erschöpft ein. Endlich konnte alle Anstrengung der letzten Woche abfallen…

Am Tag darauf erfuhr ich in einem Telefonat mit der Familie die weiteren Fortschritte von Polly (vorher Happy). Sie hatte Pipi im Garten gemacht und sogar den Besuch neugierig beschnuppert, sie hatte Max nachgeeifert, sich von ihm das Fressen zeigen lassen und selbstständig gefressen und sie hatte bereits erste Leckerchen aus der Hand genommen…
Ein perfekte Zuhause mit einer wunderbaren geduldigen Familie.

Hier noch mein Dankeschön an alle, die dies ermöglicht haben (ich hoffe, ich habe niemanden vergessen)

  • an Ilona und Sabine, für das Vertrauen, dass ihr in mich hattet, als ihr mich kontaktiert habt
  • an meinen Ehemann Micha, der soviel auf mich verzichten musste und mich trotzdem jederzeit unterstützt hat, du bist mein Held
  • meine Freundin Tina, die immer dabei ist und mir so viel abgenommen hat
  • die Tiersichtung Deutschland mit Team, die die Lebendfalle gestellt hat, die den Nacht-Notdienst organisiert und übernommen hat, rundherum immer geholfen hat und immer zur Stelle war, wenn es irgendwo hakte
  • an Frank Weißkirchen, ich weiß, du willst es ja nicht lesen, dennoch, ohne dich wäre es nicht möglich gewesen, ein perfekte Schuss, Profi eben
  • an Tierarzt Marco Stahl, der immer ein waches Auge hatte und sich die Zeit am Wochenende genommen hat, für uns nicht selbstverständlich
  • an Ulrike Paschold, die überhaupt erst den Tipp mit Marco Stahl gab
  • an die vielen weiteren fleißigen Helfer, die das Gelände gesichert haben
  • an Hundetrainerin Jenny Jäckel, für das tolle Engagement
  • und natürlich an die Familie, die das Überraschungs-Ei aufgenommen haben und ihr ein neues zu Hause geben

DANKE!!!